Siegfried Kreuzer

Siegfried Kreuzer

KP2 GmbH, Kreuzer & Partners
Geschäftsführer / C.E.O.


Das Wichtigste für Ihr Unternehmen sind nicht Ihre Kunden sondern Ihre Mitarbeiter. Wenn Sie die Mitarbeiter als das wichtigste Gut ihres Unternehmens betrachten und auch so behandeln, dann werden diese dafür sorgen dass Sie die besten Kunden für Ihr Unternehmen entwickeln werden. Richard Branson

Irgendwo vor einigen Wochen in Nordeuropa. Siegfried Kreuzer sitzt in der Mittagszeit auf einer Parkbank in der Sonne. Er weiß diese kleinen Auszeiten, zwischen zwei Terminen, inzwischen sehr zu schätzen. Während wir zusammen telefonieren, erzählt er, im Schnelldurchlauf, von den letzten zwei Jahrzehnten, einer für ihn ganz normalen 60+ Stundenwoche und seinem Aufstieg zum Topmanager. Alles erreicht könnte man also, denken aber für Siegfried Kreuzer ist dies bestenfalls ein Rückblick, ein Innehalten und nicht etwa eine abschließende Bilanz seines Berufslebens. Der Spezialist für Unternehmens- und Vertriebsproduktivität macht weiter und hat seine ganz eigenen Vorstellungen von seiner zukünftigen Arbeitsweise, seinen Kunden und Zielen. Mainstream ist dabei nicht seine Sache.

Herr Kreuzer, lösen wir doch gleich einmal das „Geheimnis“ um den Titel dieses Interviews. Was hat es mit der besten Fehlentscheidung Ihres Lebens auf sich?

Siegfried Kreuzer:

In Jahr 1999 hatte ich nach gut 10 Jahren bei der Artesyn Technologies den Europäischen Zenit erreicht. General Manager Europe, Aufsichtsratsmitglied, 500 M$ Umsatzverantwortung, mehr als tausend Mitarbeiter. Persönliche Büros und Assistenten in Deutschland, Österreich und Irland.

 

Dann kam, als die „Blase“ am größten war ein US Start Up, ein Wettbewerber, auf mich zu. State of the Art Technologie, bereit den Markt wirklich zu rocken. Die Börsenkurse wuchsen in den Himmel, deren Options-Angebot für den bevorstehenden IPO an mich auch.

Schließlich habe ich im November 99 eben diese besagte Entscheidung getroffen, meinen sicheren Hafen zu verlassen und in wilde See zu stechen. Kurz darauf platzte nicht nur die

.com-Blase, sondern auch mein IPO Traum der finanziellen Unabhängigkeit mit 45.

Meine Aktien-Optionen bekamen Brenn-Wert in meinem Kachelofen.

Mit 9/11 schlug die Stimmung im amerikanischen Start Up schließlich komplett um und ich erlebte die unzufriedenste Berufszeit meines Lebens. In 2004 traf ich schließlich die beste Entscheidung meines Berufslebens, die KP2 zu gründen. Ohne meine „größte Fehlentscheidung“ von 1999 wäre dies so nicht möglich gewesen.

 

Das Start Up gibt es noch immer, an der Börse sind sie noch immer nicht.

Veränderungsprozesse in Unternehmen, waren über Jahre hinweg eines der wichtigsten Themen Ihrer Arbeit. Warum gerade dieses?

Siegfried Kreuzer:

Wir leben in einer Gesellschaft die Wachstum benötigt um den gewohnten Wohlstand zumindest aufrecht zu erhalten. Um dieses Ziel nachhaltig zu erreichen braucht es stetige Veränderungen. Wir bewegen uns in so vielen Bereichen in den falschen Bahnen. Es war mir persönlich nie wirklich klar, warum Unternehmen nahezu ausschließlich auf der Kostenseite deren Wettbewerbsfähigkeit suchen. Das bring nur temporären Erfolg! Mittel- und langfristig leiden Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden. Sorgen wir für die Veränderung an der Umsatzfront erreichen wir gleiche und bessere Ergebnisse, jedoch erfreuen wir Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden gleichermaßen damit.

Wir müssen vor allem verändern wie wir Erfolg messen. Umsatz und Profit sind keine Ziele sondern Ergebnisse guter Arbeit zum Beispiel Teamwork, bereichsübergreifende Kollaborationen und Kundenorientiertheit. Diese Veränderung habe ich in den Unternehmen für die ich verantwortlich war, ob als Geschäftsführer oder Gesellschafter, immer verfolgt.

Mit der KP2 habe ich dann damit begonnen, diese Veränderungen auch in Unternehmen als Berater einzuführen. Meist sehr erfolgreich.

Sie sagen, dass Veränderungen schon fast zwingend auch immer schmerzhaft sein müssen, denn sonst ...?

Siegfried Kreuzer:

…. sonst gibt es keine (positive) Veränderung. Lassen Sie mich hier eine Analogie verwenden. Ich bin sicher nahezu jeder der verehrten LeserInnen praktiziert Sport. Nehmen wir stellvertretend Tennis oder Golf heran. Ihr Trainer sagt, Ihr Griff ist suboptimal. Mit einer (wenn auch kleinen) Umstellung, erreichten Sie bessere Ergebnisse (Weite, Genauigkeit, Spin) mit weniger Aufwand (Kraft, Psyche).

Diese Änderung des Griffs wird Sie aber erst einmal ziemlich frustrieren und sie werden Phasen des Zweifels durchlaufen. Wenn Sie wegen dieser „schmerzhaften Erfahrung“ aufgeben erreichen Sie nichts. Wenn Sie durchhalten, werden Sie sich in einiger Zeit wundern wie, wie sie früher überhaupt so (falsch) spielen konnten. Richtige Veränderungen erzeugen immer erst einmal einen negativen Faktor bevor der positive umso mehr eintritt.

Ein anderes Beispiel das wirklich jeden betreffen kann ist die Sitzposition in Auto oder am Schreibtisch. Veränderungen bereiten erst einmal Unbehagen.

Gab es auch Kunden, die im Nachhinein gesagt haben: „Das mit dem Kreuzer, hat leider nicht funktioniert.“ Und was hat dann meist tatsächlich nicht funktioniert?

Siegfried Kreuzer:

Natürlich gab es diese Kunden auch bei mir. Dann war es für mich oft die Frage, woran lag es, an mir? Meinem Team? Unserem Plan? Über die langjährige Erfahrung hat sich jedoch im Nachhinein ein relativ einfaches Muster herauskristallisiert.

Wissen Sie, als externer Berater können Sie nichts erreichen, ohne dass „der Kunde“ mitspielt. Ihr Golf- oder Tennistrainer kann Ihnen wochenlang den richtigen Griff zeigen, wenn Sie es nicht umsetzten verändern sie nichts. Zumindest nichts zum Positiven.

Es war bei allen mehr oder weniger erfolglosen Beratungen das gleiche Thema. Das Management zog nicht am gemeinsamen Strang. Ein offensichtliches Muster wofür Sie leider mehr als 2-3 erfolglose Beratungen benötigen um es sicher zu erkennen.

Umgekehrt, dort wo wir super erfolgreich waren, war es eine pure Freude mit dem Top Management die Veränderung gemeinsam zu führen. Und diese Kunden sind in der Absoluten Mehrheit. In ca zehn Jahren haben wir mit mehreren hundert Firmen weltweit sehr erfolgreich gearbeitet.

Sie haben sich selbst nie als Unternehmensberater der Sorte „Einmal volltanken“ und das war´s dann, verstanden. Wie meinen Sie das?

Siegfried Kreuzer:

So war es nicht immer, es war ein Prozess, sich dahin zu entwickeln. Auch bei mir gab es eine Zeit in der ich auch in diese „Kunden-Einstellungs-Falle“ getappt bin. Ich verweise auf meine vorherige Antwort.

Veränderungsprozesse leiten Sie nicht mit der Management-Prämisse „einmal volltanken bitte“ ein, sondern wie oben erwähnt, durch aktive Mitarbeit des Top Managements. Wo immer Kreuzer erfolglos war, lief es eher nach der Einmal-Volltanken-Strategie ab. Das klingt simpel, aber erst einmal durch Selbstzweifel gesteuert, brauchte ich einige Zeit um dieses Muster zu erkennen. Die Selbstzweifel schwanden danach recht schnell. Heute stimmt Ihre Einschätzung voll und ganz.

Zukünftig werden Sie nur noch unter der Marke „Siegfried Kreuzer“ unterwegs sein. Als Einzelkämpfer mit starken Partnern oder ...?

Siegfried Kreuzer:

Von Natur aus arbeite ich gerne im Netzwerk. Kein Mensch kann alles. Wenn Sie auf der Kundenseite über die komplette Hierarchie arbeiten, dann brauchen Sie starke Partner für alle Organisations-Ebenen. Diese Partner habe ich in meinem Netzwerk und werde diese projektbezogen immer zur Beschleunigung und höchster Qualität meiner Beratung einsetzen.

Wie wichtig wird dann für Sie die Antwort auf die Frage „Kunde, bist Du dabei?“ sein?

Siegfried Kreuzer:

Diese Antwort ist alles entscheidend. Das ist die erste Frage die es zu klären gibt und ist ein absolutes KO Kriterium für meine Arbeit.

Nichts geschieht, ohne eine positive Seite. Das ist Ihre Überzeugung. Gibt es dafür ein Beispiel aus den letzten Jahren? Und was haben Sie am 11. September 2001 Ihrem damals achtjährigen Sohn auf seine Fragen geantwortet?

Siegfried Kreuzer:

Ich haben meinen Kindern (und Mitarbeitern) immer vermittelt dass es nichts gibt woraus man nichts Positives ableiten kann. Das ist eine Lebenseinstellung. Die Frage ist, wie man damit umgeht und wie lange es manchmal dauert bis sich Positives auch nach dem größten negativen Ereignis einstellt. Meine größte beste Fehlentscheidung ist mein Paradebeispiel für mich persönlich dafür.

Negative Ereignisse sind auch nichts anderes als Veränderungen. Und jede Veränderung gilt es erst einmal zu managen, etwas zu tun. Wenn Sie nichts tun, wird es negativ bleiben, sich nichts weiter verändern! Wenn Sie übrigens mit positiven Ereignissen nichts tun, wird der positive Effekt verpuffen. Das Thema hier ist, etwas zu tun.

Bei 9/11 war meine Antwort, dass die Welt in Zukunft sicherer werden wird und so etwas nicht noch einmal passieren kann. Im Nachhinein betrachtet hat sich diese Einschätzung nicht unbedingt als richtig erwiesen, leider. Lieber hätte ich auch hier Recht behalten.

Stichwort „By Referenz only“. Wie gefällt Ihnen die Vorstellung demnächst nur noch mit einer Visitenkarte unterwegs zu sein, auf der nur noch zwei Dinge stehen: Siegfried Kreuzer und Ihre Handynummer?

Siegfried Kreuzer:

Mit dieser Visitenkarte bin ich schon unterwegs. Das habe ich vor einiger Zeit einer Beraterin abgeschaut, die Vorstände und Politiker coacht und die ich kennenlernen durfte. Sie achtet sorgsam darauf, wenn überhaupt, nur über Referenzen neue Coaches anzunehmen. Das hat mir gefallen. Auch ich kopiere manchmal, wenn es für mich Sinn macht und wenn der Eigentümer damit einverstanden ist. Sie ist es.
Ich werde es trotzdem nicht ganz so eng sehen aber für mich ist ein Telefonat zur Kontaktaufnahme so viel wichtiger. Wie artikuliert jemand seinen Bedarf, wie kommt er rüber, welche Einstellung bringt er von vornherein mit? Ein Gespräch sagt tausend mal mehr als eine E-Mail oder noch übler, ein Kontaktformular.

Womit können und wollen Sie zukünftig nicht mehr leben und was möchten Sie, viel stärker als bisher in den Mittelpunkt Ihrer Arbeit stellen?

Siegfried Kreuzer:

Der Erfolg, der Nutzen für den Kunden, persönlich und dann für das Unternehmen steht immer im Mittelpunkt. Punkt.

Diesem Erfolg gilt es auf beiden Seiten die Vorgehensweise und die Aktionen unterzuordnen. Das beinhaltet auch Veränderungsschmerz. Um das zu erreichen sind drei Punkte essentiell: Offenheit, Transparenz und Vertrauen. In dieser Reihenfolge. Wenn das gegeben ist, können wir gemeinsam alles erreichen. Davon bin ich überzeugt. Fehlt eines dieser Kriterien wird es keine Zusammenarbeit geben und dann freue ich mich auf meine Kunden und vor allem auf die Ergebnisse.

ÜBER SIEGFRIED KREUZER: Nach einer elektrotechnischen Ausbildung folgte eine klassische Karriere im High Tech Segment. Entwicklung, Marketing, Vertrieb, General Management begleitet von Aufsichtsratsmandaten waren die Stationen bis 2004. Dann Gründung der eigenen Unternehmensberatung mit Fokus Kundenbeziehungen und Vertrieb. 2013 verkaufte Kreuzer seine KP2 GmbH an den Marktführer Miller Heiman und begleitete bis Mitte 2015 die Integration als Geschäftsführer Europa. Seither belebt er seine Rolle als Executive Coach und Change Manager wieder.